Erlernte Hilflosigkeit ist vergleichbar mit einem mentalen Echo von Misserfolgen oder Enttäuschungen, in denen du keine Kontrolle hattest. Stelle dir eine herausfordernde Situation vor: Du versuchst unablässig, diese zu verbessern, aber ohne Erfolg. Ein Beispiel könnte sein, dass du, ungeachtet deiner Bemühungen und deines Engagements, die Erwartungen deines Chefs oder deiner Chefin übertriffst, aber nie die verdiente Anerkennung oder Wertschätzung erhältst. Schließlich gibst du auf und hörst auf, es weiter zu versuchen, selbst wenn noch eine Chance auf Erfolg bestehen könnte. Dieses Phänomen ist bekannt als „erlernte Hilflosigkeit“. Doch was steckt hinter dieser passiv-resignativen Haltung?

Psychologische Ursachen

Einer der Hauptgründe ist die wiederholte Erfahrung von Kontrollverlust. Damit ist gemeint, dass eine Person durch wiederkehrende Situationen lernt, dass sie keinen Einfluss auf das Ergebnis hat – sie hat keine Kontrolle.

Stell dir vor, du steckst in einer Situation fest, in der du trotz wiederholter Anstrengungen keine Verbesserungen erzielen kannst. Angenommen, du arbeitest in einem Team, in dem deine Ideen und Vorschläge ständig übersehen oder abgelehnt werden, unabhängig davon, wie innovativ oder hilfreich sie sind. Nach einer Weile könntest du aufhören, neue Ideen vorzuschlagen, selbst wenn es eine Chance gibt, dass sie angenommen werden könnten.

Dieser Zustand ist schmerzhaft und belastend. Hier greift dann das Prinzip der operanten Konditionierung: Ich lerne, dass mein Verhalten auf Ablehnung oder Desinteresse stößt, und dass das schmerzhaft und enttäuschend für mich ist. Daher ändere ich mein Verhalten, indem ich mein Engagement mehr und mehr reduziere. Ich werde passiv. Und durch diese Rückkopplung lerne ich, dass ich durch dieses neue Verhalten nicht mehr mit diesem Schmerz konfrontiert werde – ein unbewusster Prozess. Das ausweichende Verhalten wird somit belohnt und dadurch verfestigt und verstärkt.

Studien zeigen, dass Menschen und Tiere, die wiederholt aversiven Ereignissen ausgesetzt sind, auf die sie keinen Einfluss haben, dazu neigen, passives und hilfloses Verhalten zu zeigen. Dies ist eine Art Selbstschutz vor weiterer Enttäuschung.

Attributionsstile der erlernten Hilflosigkeit

Forscher haben das Konzept der Attributionsstil“ entwickelt, um erlernte Hilflosigkeit zu messen. Sie nutzen dafür drei Attribute: global, intern und stabil. Was bedeutet das? Nehmen wir als Beispiel Mitarbeiter, deren Leistungen auf Ablehnung oder Ignoranz treffen, aber keine Anerkennung finden:

  • In diesem Fall könnte die betreffende Person beginnen, diese Situation als stabil zu betrachten (z.B., „Egal, wie hart ich arbeite oder welche Ideen ich einbringe, ich erhalte keine Anerkennung“).
  • Sie könnte die Situation auch als global wahrnehmen (etwa: „Dieses Problem betrifft alle Bereiche meiner Arbeit, nicht nur ein Thema oder Projekt“).
  • Bei der internen Attribution, könnte sie sich selbst als das Problem sehen und nicht äußere Umstände. Der Mitarbeiter könnte denken, dass das an seinen eigenen Unfähigkeiten oder mangelnder Intelligenz liegt.

Studien belegen einfach, dass je pessimistischer dieser Attributionsstil in Bezug auf diese drei Faktoren ist, desto schlechter wird auch die Arbeitsleistung, und desto wahrscheinlicher werden innere und tatsächliche Kündigungen.

Was tun gegen erlernte Hilflosigkeit?

Die kognitive Umstrukturierung ein zentrale Methode, um erlernter Hilflosigkeit vor allem im berufsbezogenen Kontext entgegenzuwirken:

  • Erkennen und Identifizieren: Was ist die Situation in der ich mich befinde, was ist das Problem? Oftmals werden Probleme auf emotionaler Ebene erlebt und erleidet, aber diese Frage muss sachlich angegangen werden. Werde ich beispielsweise ignoriert und nicht beachtet, weil ich tatsächlich keine gute Arbeit leiste? Wenn ja, kann ich diese Fehler abstellen? Wenn nein, liegt es bspw. an der Persönlichkeit meines Chefs, oder an äußeren Gegebenheiten wie Stress?

  • Überprüfen und Bewerten: Die Gedanken sollten überprüft werden. Gibt es vielleicht Beweise für meine Gedanken und Vermutungen? Geht es anderen Mitarbeitern vielleicht auch so? Oder war meine Leistung tatsächlich so schlecht? Sprich ggf. mit Kolleginnen und Kollegen – hole Dir Feedback sein

  • Herausfordern und Diskutieren: Danach sollte man die ungenauen oder irrationalen Gedanken herausfordern und diskutieren, indem man alternative Erklärungen oder Perspektiven in Betracht zieht.

  • Ersetzen und Überarbeiten: Schließlich sollte man die unproduktiven Gedanken durch realistischere und produktivere ersetzen.