Zentralisierte und adaptive Innovations-Ökosysteme

Steigende technologische und marktbezogene Veränderungen und Dynamiken führen häufig dazu, dass Unternehmen verstärkt nach Partnerschaften streben, um dem komplexen „Problemsystem“ ein ebenso komplexes innovatives Lösungs-/ Ökosystem entgegenstellen zu können. Der Aufbau eines solchen Innovation Ecosystem ist richtig und notwendig, allerdings muss zwischen einem zentralisierten Ökosystem und einem adaptiven Ökosystem unterschieden werden.

Ein Innovation Ecosystem, oder auch Innovations-Ökosystem, umfasst die komplexen Beziehungen, die sich vor allem aus dem Zusammenspiel unterschiedlicher organisationsinterner und organisationsexterner Akteuren, Strukturen, Prozessen und IT-Systemen ergeben, und darauf abzielen Technologieentwicklungen und Innovationen zu ermöglichen.

Zentralisierte Innovations-Ökosysteme

Ein zentralisiertes Innovations-Ökosystem ist ein eher traditioneller Ansatz, bei dem das Unternehmen als Knotenpunkt/ Hub im Verhältnis zu seinen Partnern steht. Ein zentralisiertes Innovations-Ökosystem findet man vor allem in relativ stabilen Unternehmensumfeldern wieder, innerhalb dessen ein Unternehmen auch klar definierte Themen/ Probleme mit einer ebenso klaren Richtungsvorgabe hat. So nutzt beispielsweise Mastercard die Banken und Dienstleister, die die Infrastruktur von Mastercard nutzen, um Bezahlprozesse und Bezahlsysteme zu optimieren und weiterzuentwickeln. In zentralisierten Innovations-Ökosystemen werden also Partnerschaften mit Teilnehmern aufgebaut, die weitestgehend komplementär zum eigenen bestehenden Geschäftsmodell sind. Was aber, wenn traditionelle Unternehmen im Rahmen der digitalen Transformation ihr komplettes traditionelles Geschäftsmodell zur Disposition stellen müssen? Ein zentralisiertes Innovations-Ökosystem ist oftmals nicht ausreichend, wenn Unternehmen noch dabei sind sich neu zu erfinden. Denn, wie soll ein Unternehmen sich disruptiv weiterentwickeln, wenn Allianzen mit Partnern aus der eigenen alten Welt geschlossen werden, die das Unternehmen doch eigentlich versucht hinter sich zu lassen?

Adaptive Innovations-Ökosysteme

Adaptive Innovations-Ökosysteme zeichnen sich dadurch aus, dass das Unternehmen nicht den alleinigen Knotenpunkt innerhalb des Ökosystems darstellt, und die Partner nicht isoliert voneinander mit sich selbst verbindet. In ein einem adaptiven Ökosystem wird der Austausch und die Resonanzfähigkeit dadurch erhöht, dass das Unternehmen sich nicht nur selber mit den Partnern vernetzt, sondern darüber hinaus die Partner selber dazu animiert sich untereinander zu vernetzen.

Ein wesentliches Unterscheidungsmerkmal im Vergleich zu einem zentralisierten Ökosystem ist auch dass es sich bei den Partnern oftmals um völlig branchenfremde Unternehmen handelt. Ein Beispiel hierfür ist die im Jahr 2016 eingegangene Partnerschaft zwischen dem Technologiekonzern Samsung und dem Lebensmittelkonzern Nestle S.A.. Ziel dieser Partnerschaft war die Kombination aus Internet of Things (IoT), wissenschaftlich validierter Biosensoren, multimodale Technologie und einen umfassenden Ernährungsansatz so zu kombinieren, dass Menschen (Kunden) und in der Lage sind ihr Wohlbefinden so zu steuern, ohne dabei auf mehrere Plattformen zurückgreifen zu müssen.

Ein adaptives Innovations-Ökosystem aufbauen

Wie lässt sich ein adaptives Ökosystem aufbauen, wenn Umfeld und Ziele aufgrund der disruptiven Veränderungen und Dynamiken unklar sind? Folgende Empfehlungen können dabei helfen:

  • Akzeptiere die Ungewissheit: Der erfolgreiche Aufbau eines adaptiven Innovations-Ökosystems hängt in hohem Maße davon ab inwiefern das Management in der Lage ist Unsicherheiten zu akzeptieren und von einem traditionellen Innovationsverständnis abzurücken. Das hängt vor allem mit einem noch sehr häufig vorherrschenden Selbstverständnis der Manager zusammen, dass ihnen ständig die Kontrolle obliegt, sie alles wissen und das Ziel stets vor Augen haben. Natürlich ist das im Zuge disruptiver Veränderungen nicht mehr der Fall. Der Manager muss seine relative Kontrolllosigkeit akzeptieren, und dementsprechend Strukturen erschaffen die für ihn und das Unternehmen als Sensoren dienen, um sich in unsicheren und undurchsichtigen Zeiten nach vorne tasten zu können.
  • Definiere eine Vision, kein starres Ziel: Wenn man die Zukunft nicht kennt, können auch keine konkreten Ziele definiert werden, die in eben dieser Zukunft unbekannten Zukunft liegen. Viel sinnvoller ist es eine Vision zu erarbeiten, die als eine gemeinsame Überzeugung der (Handlungs-) Orientierung dient. Nur auf dieser Grundlage lassen sich dann auch Partner finden, die aus einer anderen Industrie/ Branche kommen. Galerie Lafayette beispielsweise hat in einen Start-up Accelerator gegründet, um auf diese Weise ein direktes Netzwerk mit e-Commerce Start-ups aufzubauen, die das traditionelle Store-Business und somit auch das Kerngeschäft von Lafayette kannibalisieren.
  • Ermögliche multilateralen Austausch: In einem adaptiven Innovations-Ökosystem muss ein multilateraler-Austausch ermöglicht werden, und somit also auch der Austausch zwischen den Partnern untereinander möglich sein. Ein Beispiel hierfür ist die Partnerschaft zur Erforschung und Entwicklung der Technologie von selbstfahrenden Autos zwischen Mercedes, BMW, ZI. Besonders zu empfehlen ist hierfür der Aufbau eines eigenen Labs, in dem die Partner gemeinsam an einem Ort sich austauschen und entwickeln können.