„There are always more smart people outside your company than within it.“
Prozesse und Strukturen zur Innovationsentwicklung werden im klassischen Innovationsmanagement intern in der Organisation verankert und vor allem vom Unternehmensumfeld abgeschirmt.
Open Innovation bricht mit diesem klassischen Verständnis. Open Innovation umfasst alle Prozesse, Strukturen und Methoden, die den bewussten Daten- und Informationsaustausch mit dem externen Unternehmensumfeld ermöglichen und fördern. Dieser Daten-, Informations-, Wissens- und Ideenaustausch zwischen einem Unternehmen und seinem Umfeld beschleunigt die Ideenentwicklung und Innovationsprozesse, und gestaltet sie zudem effizienter im Vergleich zum Innovationsmanagement im klassischen Sinne.
Open Innovation: Kurz zusammengefasst
Was ist Open Innovation?
Die Grundannahme von Open Innovation ist, dass auch große Unternehmen aufgrund steigender Komplexitäten und Dynamiken nicht mehr über alle Fähigkeiten und Ressourcen verfügen können, die für Innovationen notwendig sind. Unternehmen müssen daher auf der einen Seite externes Wissen in ihre internen Prozesse einbinden um die Innovationsfähigkeit gewährleisten zu können. Auf der anderen Seite werden bei einigen Formen der Open Innovation Informationen und Wissen innerhalb der Organisation auch nach außen gegeben. Beispiele hierfür sind Innovationswettbewerbe oder öffentlich zur Verfügung gestellte Software (Open Source). Nähere Erklärungen und Beispiele zu den unterschiedlichen Formen der Open Innovation werden weiter unten im Text erklärt.
Henry Chesbrough, der den Begriff der Open Innovation prägte, definiert Open Innovation wie folgt: Open Innovation is „a distributed innovation process based on purposively managed knowledge flows across organizational boundaries, using pecuniary and non-pecuniary mechanisms in line with the organization’s business model“ Chesbrough, H. & Bogers M. , 2014, S. 3.
Open Innovation kann man also als eine symbiotische Beziehung der Organisation mit ihrer Außenwelt betrachten, für die ein Unternehmen als Grundvoraussetzung eine „not invented here“ Einstellung als Teil der Unternehmenskultur entwickeln muss. Denn die klassische Denkweise und Mentalität, dass Innovationen aus dem Inneren der Organisation heraus kommen müssen, ist insbesondere im Mittelstand noch immer weit verbreitet.
Wann ist Open Innovation sinnvoll?
Open Innovation wird häufig in intermediären Märkten eingesetzt, in denen Entrepreneure oft auch in Zusammenarbeit mit Forschungseinrichtungen hochspezialisierte technologische Lösungen für Unternehmen und Großkonzerne entwickeln. Die Unternehmen, die nicht über das Know-how und die Ressourcen für eine Eigenentwicklung verfügen, lagern somit Innovationsbereiche, teilweise in Form von strategischen Partnerschaften aus. Ideen oder Teil-Lösungen, die sich aus den strategischen Partnerschaften ergeben, werden dann zu fertigen Marktprodukten transformiert.
Ein Beispiel hierfür ist die Technologie für selbstfahrende Autos. Da diese Technologie derart komplex und hochspezialisiert ist, wird sie von BMW gemeinsam mit Mercedes, Bosch und Siemens erforscht und entwickelt. Das Paradigma der Open Innovation lässt sich somit als Antwort auf die steigende Komplexität der Bedingungen verstehen, denen Unternehmen ausgesetzt sind. Open Innovation erhöht also den externen und internen Informations- und Wissensaustausch und somit die Resonanzfähigkeit des Unternehmens. Im Sinne von Ashby’s Law wird also mit Hilfe von Open Innovation ein komplexes Lösungssystem entwickelt, das die steigende Komplexität des Problemsystems, dem ein Unternehmen ausgesetzt ist, ausgleicht.
Beispiel für Open Innovation
Ausgerechnet die NASA, die als die Organisation mit den weltweit besten Forschern und Wissenschaftlern gilt, ist ein beeindruckendes Beispiel für erfolgreiche Open Innovation.
Heliophysik-Experten der NASA hatten bereits viele Jahre und Ressourcen aufgewendet um bessere Vorhersagen von Sonneneruptionen treffen zu können. Die Vorhersagen konnten allerdings mit Hilfe der damaligen Algorithmen auf maximal zwei Stunden vorhergesagt werden, und auch das nur mit einer Genauigkeit von 50 Prozent.
Dieses Ergebnis war nicht zufriedenstellend, so dass man die Aufgabe der Suche nach einer besseren Lösung 2009 veröffentlichte. Mehr als 500 Personen nahmen an diesem öffentlichen Innovationswettbewerb teil und immerhin 11 ernstzunehmende Lösungen wurden zu diesem hoch komplexen Problem eingereicht.
Der von einem pensionierten Radiotechnikers aus New Hampshire eingereichte Vorschlag gewann letztendlich den Open Innovation Wettbewerb. Statt satellitengestützter Daten, wie sie die NASA Ingenieure verwendeten, basierte die Lösung des Radiotechnikers auf einem Algorithmus der mit Daten von Bodenfunkgeräten arbeitete. Eine vermeintlich simple Lösung, die Sonneneruptionen aber acht Stunden im Voraus und mit einer Genauigkeit von 75 Prozent berechnen konnte.
Interessant ist vor allem die Tatsache, dass der pensionierte Radiotechniker einen Lösungsansatz wählte, der völlig außerhalb der in der NASA vorherrschenden Denkmustern und Wissensarbeiten lag. Das zeigt, wie mit Hilfe von Open Innovation bestehende Denkmuster und Routinen zugunsten innovativer Lösungen durchbrochen werden können.
Vorteile der Open Innovation
Herausforderungen und Risiken
Formen der Open Innovation
Eine wesentliche Unterscheidung bei der Open Innovation muss zwischen dem Outside-In-Prozess, dem Inside-Out-Prozess und dem Coupled-Prozess gemacht werden.
Outside-In-Prozesse
Inside-Out und Coupled-Prozesse
Die Bedeutung des Inside-Out-Prozesses liegt bei der Open Innovation in der Externalisierung von Informationen und Wissen, beispielsweise in Form von Open Source. So hat Tesla beispielsweise Teile seines Sicherheitscodes als Open Source veröffentlicht. Auf diese Weise kann der Code schneller weiterentwickelt und Fehler besser gefunden werden.
Neben Inside-Out und Outside-In Prozessen liegen häufig auch Coupled-Prozesse vor. Hierbei handelt es sich um eine hybride Form, bei der sowohl externe Informationen in die internen Innovationsprozesse eingebunden, als auch interne Daten und Informationen nach außen weitergegeben werden. Klassische Beispiele hierfür sind Joint Ventures, Innovationsnetzwerke oder Innovationswettbewerbe.
Open Innovation aus Sicht der internen Organisation
In vielen Vorstands- und Führungsetagen dominiert noch immer das Verständnis von Innovation als geschlossener interner Prozess. Neben dem häufig risikoaversen Mindset von Open Innovation auf Managementebene, gibt es auch oft Probleme bei der Einführung und Durchführung offener Innovationsprozesse auf Ebene der Mitarbeiter.
Hinterlassen Sie einen Kommentar