„Wenn ich den Creator und den Owner zusammen bringe bekomme ich Ideen,da entsteht aus Wissen und Instabilität ein Ideenpool, das ist der Kortex.Wenn ich den Owner und den Broker zusammen bringe habe ich zwei Bewerter. Beide müssen bewerten können was dem limbischen System entspricht. Wenn ich den Broker und den Creator zusammen bringe, dann hab ichErregung – weil beide stören. Wenn ich diese drei Dinge zusammen bringe, dann habe ich Erregung, Lösungsbildung und Bewertung – ein Gehirn,welches die Möglichkeit zum kreativen Prozess bietet.“
Prof. Dr. Peter Kruse

Innovation Hubs werden von Unternehmen, akademischen Instituten und Universitäten errichtet, um als organisatorische Einheit zukunftsbezogene Fragestellungen und Problemstellungen als Innovationsprozess bearbeiten zu können, ohne dass bestehende Routinen hinsichtlich eingefahrener Prozesse und Denkmuster Innovationen bereits im Ansatz ersticken können. Ein Innovation Lab ist also nicht nur für die (technische) Entwicklung von neuen Ideen und Prototypen zuständig, sondern ebenso für die intellektuelle, analytische, kreative Entwicklung von Visionen, Strategien und Ideen. Ein Innovation Lab kann somit als ein disruptiver Hybrid aus klassischer Forschung und Entwicklung (F&E) und eines Think Tanks betrachtet werden, bewusst isoliert von weitestgehend allen Routinen, bereits vorherrschenden Denkmustern, Annahmen, oder Erwartungszwängen.

Innovation Hubs und Spannungen

Struktur von Innovation Hubs

Mit Hilfe von Innovation Hubs kann also die Spannung gelöst werden, die sich durch die Suche nach notwendigen disruptiven Innovationen und Lösungen einerseits, und der Notwendigkeit der Ausschöpfung und möglichst langen Aufrechterhaltung sowie Weiterentwicklung des bestehenden Geschäfts andererseits, ergibt. In diesem Sinne werden mit Innovation Labs die Exploration von der Exploitation sowohl strukturell, als auch geistig entkoppelt.

So werden Innovation Hubs auch Einsteins Meinung gerecht, dass Probleme nicht mit der gleichen Denkweise gelöst werden können, mit der die Probleme erst entstehen konnten.
Neben dieser gedanklichen/ geistigen und strukturellen Entkopplung, entweder in Form einer eigenen Abteilung oder einen eigene Gesellschaft, besteht die Kernaufgabe eines Innovation Lab im Aufbau und in der Entwicklung einer hohen Vernetzungsdichte (z.B. mit Kunden, potentiellen Kunden, strategischen Partnern, Start-Ups, Universitäten, internen Abteilungen und Stakeholder).

Mit einer hohen Vernetzungsdichte sollen die internen Entwicklungsprozesse bereichert werden um zukünftige Markttrends zu identifizieren, Ideen zu generieren und um den Transfer dieser Ideen hin zu marktreifen Produkten zu verbessern. Die zentrale Aufgabe eines Innovation Lab ist daher nicht bloß die (technische) Umsetzung von Ideen, sondern, dem noch vorgeschaltet, vor allem auch der Aufbau von Denk- und Handlungsräumen durch die Gestaltung von netzwerkartigen Strukturen, Prozessen, Partnerschaften, die der Selbstreflexion, Ideenentwicklung, sowie der Erweiterung bestehenden Wissens und Könnens dienen.

Die Vernetzungsdichte ist neben der risiko- und fehlertoleranten Unternehmermentalität, dem Early Stage Funding und der hohen Verfügbarkeit von Risikokapital ein wichtiger Erfolgsfaktor vieler Innovation Hubs im Silicon Valley. So profitieren die Labs im Silicon Valley unter anderem intensiv durch die Nähe zur Nase, zum US Militär sowie zu Talent-Pools, die vor allem durch die Elite Universität Berkeley gespeist und kultiviert werden. Darüber hinaus integrieren vor allem Innovation Labs im Silicon Valley, wie zum Beispiel Google X, bereits in frühen Phasen einer Entwicklung, z.T. noch in der Ideenfindung, potentielle Kunden mit ein.

Harmonische Systeme sind dumme Systeme. In der Natur entstehen Ordnungsmuster immer aus Widerspruch nicht aus Harmonie.

Prof. Dr. Peter Kruse

Menschen, Kultur und Führung

„It’s better to be a pirate than to join the Navy“ ist eines der berühmten Zitate von Steve Jobs das sehr gut veranschaulicht, dass bei der Entwicklung eines Innovation Hubs darauf geachtet werden muss, dass solche Teammitglieder gewonnen werden, die nicht innerhalb gewohnter Strukturen und Muster denken, sondern sich vielmehr durch visionäre, unkonventionelle und rebellische Haltungen und Denkmuster auszeichnen.

Es geht nicht darum innerhalb des Teams Harmonie zu erzeugen („harmonische Systeme sind dumme Systeme“), sondern um gezielt Spannungen innerhalb des Innovation Lab Teams zu sorgen. Selbstverständlich sind damit keine persönliche Konflikte gemeint, sondern um den lebhaften Austausch unter Einbeziehung unterschiedlichster Perspektiven, Expertisen und Erfahrungen. Schon allein aus diesem Grund bestehen Innovation Hubs niemals nur aus Experten die für die Umsetzung der Ideen erforderlich sind (je nach Thema bspw. Entwickler oder Ingenieure), sondern aus Experten der unterschiedlichsten Fachbereiche.

Letztlich bedarf es für ein Innovation Lab aber auch der Verpflichtung des obersten Managements, das dem Innovation Lab die tatsächlichen Freiheitsgrade ermöglicht. Das mag wie eine Selbstverständlichkeit klingen, aber viele Manager haben aufgrund des tradierten Verständnisses von Kontrolle ein Probleme damit ein Innovation Lab am Rand oder gar außerhalb des Unternehmens aufzubauen, ohne dass es eine direkte Verantwortungslinie zum Top Management gibt. Das erlernte Maß an Kontrolle, dass das Management gewöhnt ist, erzeugt immer Grenzen, die letztlich dazu verleiten, dass ein Innovation Lab tatsächlich eher an inkrementellen Innovationen arbeiten, die eher dem Erhalt des Bestehenden dienen, als an disruptiven Innovationen.