Der Confirmation Bias – oder auch Bestätigungsfehler – ist eine der bekanntesten kognitiven Verzerrungen,  die Einfluss auf unsere Entscheidungen und unser Handeln nehmen. Was genau ist der Confirmation Bias genau, welche Bedeutung hat er im Kontext der Strategieentwicklung, und damit verbunden: Welche Strategien gibt es um dieser kongitiven Verzerrung im Kontext der Strategieentwicklung vorzubeugen?

Der Confirmation Bias, oder auch Bestätigungsfehler genannt, ist eine kognitive Verzerrung die dazu führt, dass wir verstärkt solche Informationen unterbewusst suchen, nutzen oder für Entscheidungsprozesse heranziehen, die unseren eigenen Erwartungen und Überzeugungen entsprechen. Informationen, die weniger diesen Erwartungen und Überzeugungen entsprechen, werden eher blockiert oder verdrängt werden. Vereinfacht ausgedrückt kann man sagen, dass der Confirmation Bias so etwas wie eine kognitive Filterblase ist, die zu einer verfälschten Wahrnehmung der Objektivität führt, und uns daher anfällig für Fehler bei der Bildung von Überzeugungen und dem Treffen von Entscheidungen macht.


Bei uns Menschen laufen unbewusste und bewusste kognitive Prozesse ab. Die meisten Prozesse die verantwortlich für unser Bewusstsein sind, für das wie wir denken, wie wir uns verhalten und wie wir uns entscheiden, laufen unbewusst ab, und wir haben keinen bewussten Zugang zu diesen unbewussten Prozessen. Das wissen wir seit Sigmund Freud. Eine Konsequenz der Tatsache, dass die allermeisten kognitiven Prozesse unterbewusst ablaufen ist somit, dass wir kognitive Verzerrungen nicht einfach durch Selbstbeobachtung oder Introspektion unserer bewussten Überzeugungen und Argumente erkennen können. Das ist sehr wichtig zu verstehen, um das richtige Mindset zu bekommen, das einfach eine Grundvoraussetzung dafür ist um über die Entwicklung von Debiasing Strategien zu sprechen.


Dieser Umstand, kognitive Verzerrungen nicht einfach durch Selbstbeobachtung erkennen zu können, bezeichnet man auch Bias Bias oder als Bias Blind Spot.
Denn wenn wir das Vorhandensein der kognitiven Verzerrung in unseren eigenen Gedanken nicht erkennen können, schlussfolgern wir daraus, dass wir selber von keiner kognitiven Verzerrung betroffen sind. Aber das ist eine falsche Einschätzung, eine Täuschung!

Intuition und operative Hektik

Die Gefahr des Confirmation Bias ist im Kontext operativer Hektik besonders groß, und besonders in mittelständischen Unternehmen werden Strategische Entscheidungen und auch ganze Strategien innerhalb dieser operativen Hektik getroffen und entwickelt. Hier spielt die persönliche Überzeugung, oder nenne ich sie jetzt vereinfacht Intuituion sozusagen eine besondere Bedeutung. Intuition reduziert nämlich Komplexität, was im Kontext der Hektik erstmal gut ist. Sie erspart sozusagen Zeit. Sie ist effizient. Intuition ist nämlich eine gelernte Musterbildung, wenn man so will. 

Das Problem ist nur, dass wenn sich die Bedingungen grundlegend verändern, unter denen sich eine Intuition entwickelt hat, verliert die Intuition an Bedeutung. Sie wird sogar gefährlich, da sie zu zu falschen Entscheidungen führt und dennoch selber als richtig wahrgenommen wird. Und deshalb benötigt die Strategieentwicklung Strukturen und Prozesse außerhalb des operativen Strukturen, und sowohl interne als auch externe Netzwerke um die Resonanzfähigkeit des Unternehmens zu erhöhen. Denn unterschiedliche Perspektiven und Meinungsaustausch sind eine wichtige Voraussetzung um dem Confirmation Bias vorzubeugen, und somit letztlich auch um die Strategieentwicklung vor zu gravierenden kognitiven Verzerrungen zu schützen.

Debiasing Strategien

Welche Strategien gibt es nun, um mit dem Confirmation Bias umgehen zu können wenn er doch nicht mit Hilfe von Selbstbeobachtung oder Introspektion zu erkennen ist?

  • Confirmation Bias verstehen und akzeptieren: Zum einen das Wissen darüber was der Confirmation Bias überhaupt ist, und zum anderen letztlich auch die Akzeptanz dass man selber nicht immun gegen den Confirmation Bias ist, sind zwei wesentliche Grundvoraussetzung dafür um mit dieser kognitiven Verzerrung umgehen zu können.

  • Kritische Denkweise: Kritische Denkweise ist kein plumpes Infragestellen, oder erst recht kein mentales blockieren. Es ist ein mentaler Prozess, um zu evaluieren was richtig ist und was falsch ist, bzw. angemessen oder unangemessen ist. Fragen sind hier das entscheidende Instrument. Eigene Überzeugungen und Annahmen sollten bewusst hinterfragt werden. Eine Technik kann der sogenannte Advocatus Diaboli sein. Diese Technik kann man für sich selber durchführen, es macht aber auch Sinn wenn unabhängige Personen diese Rolle einnehmen. Weitere hilfreiche Techniken die dem kritischen hinterfragen im Kontext der Strategieentwicklung dienen sind Backcasts oder Visioning um Szenarios bestehender oder neuer Annahmen zu entwerfen. Solche Techniken sind auch Bestandteile eines Foresight Prozesses. Anders ausgedrückt, ein Foresight Prozess sollte Teil der Strategieentwicklung sein – ein Prozess, der Situationen und Entwicklungen ständig reflektiert.

  • Abstand von operativer Hektik: Unabhängig vom Confirmation Bias benötigt Strategieentwicklung ohnehin immer einen Abstand zur operativen Hektik und ihren darin ablaufenden Routinen. Und da kritische Denkweise auch mit der Anwendung von Methodiken und Instrumenten einhergeht, und somit auch Zeitaufwand und mentale Freiräume unabdingbar sind, erfordern Debiasing Strategien im Kontext der Strategieentwicklung auch immer Strukturen und Prozesse, die von der operativen Hektik entkoppelt sind. Methoden und Instrumente wie Backcasts, Visioning, Scenarios oder Kausalanalysen können nicht nebenher durchgeführt und angewandt werden.

  • Interne und externe Netzwerke aufbauen: Der Aufbau von Netzwerken ist ohnehin wichtig für die Strategieentwicklung, um so Informationen, Wissen, Insights verarbeiten und integrieren zu können. Wichtig ist, dass darauf geachtet wird, dass Netzwerke nicht homogen sind, sondern divers und somit kreative Spannungen aufbauen können. Unbewusst, und einhergehend mit dem Confirmation Bias werden häufig nämlich Netzwerke aufgebaut, die aus solchen Partnern oder Mitarbeitern bestehen, die ein ähnliches Mindset haben, bzw. Vertreter der eigenen Überzeugungen sind. Auch hier zeigt sich, dass allein das Wissen und die Akzeptanz den Confirmation Bias betreffend eine absolute Grundlage ist.