In Zeiten der Digitalisierung und einhergehender digitaler Transformationen, wird oft zu Recht auch über die Notwendigkeit von Change Management gesprochen. Interessant dabei ist, dass dem Change Management in Zeiten des digitalen Wandels eine bedeutende Funktion zugewiesen wird, sich selber aber nur bedingt der Digitalisierung stellt. Denn überraschend wenige Change Prozesse bedienen sich technologischer Hilfen, wie zum Beispiel real-time Meinungstools. Während sich also das Change Management gemeinsam mit der Organisationsentwicklung als Treiber und Vollstrecker organisatorischen Wandels sieht, ist es für sich isoliert betrachtet oftmals überraschend rückständig.

Digitale Meinungstools

Digitale Meinungstools sind klassischen Mitarbeiterbefragungen durchaus überlegen. So können vor allem bei standortübergreifenden Veränderungen Daten schneller erhoben und ausgewertet werden, und auch häufiger. Auf diese Weise erhält man wesentlich mehr Datenpunkte und somit auch eine schnelleres und genaueres Stimmungsbild über Veränderungen innerhalb des Unternehmens. Maßnahmen des Change Managements können auf dieser Grundlage wöchentlich, oder sogar täglich durchgeführt werden. Mit Hilfe dieser erhöhten Resonanzfähigkeit können prädiktive Modelle erstellt werden die dem Change Manager Erkenntnisse darüber liefern, mit welchen präzisen Maßnahmen neue oder veränderte Prozesse, oder sogar neuen herbeigeführten Verhaltensweisen einer bestimmten Mitarbeitergruppe optimiert werden können. Ein bekanntes Tool hierfür ist beispielsweise culture IQ polls, oder Waggl.com.

Natural Language Processing meets Change Management

Zu den Stakeholdern eines Change Programms gehören nicht nur Mitarbeiter, sondern oftmals unter anderem auch Kunden, Investoren oder Zulieferer. Die Stimmungserfassung des organisationsexternen Umfeldes ist mit klassischen Umfragen oder mit digitalen Meinungstools nur begleitend möglich – wenn überhaupt. Eine weitere Möglichkeit das externe Organisationsumfeld mit einzubeziehen, ist die Anwendung von Natural Language Processing Technologien im Bereich der Social Media. So hat beispielsweise die Unternehmensberatung EY ein Social Media Analytics Tool namens SMAART entwickelt, mit dessen Hilfe Stimmungen bei relevanten Stakeholder-Gruppen identifiziert werden können. Beispielsweise können auf diese Weise Stimmungen bei Kunden zu einem bestimmten Produkt, zu bestimmten Kampagnen oder auch zu öffentlichen Diskussionen nach Durchführung entsprechender Change Maßnahmen identifiziert und analysiert werden. Bei solch einer linguistischen Analyse spielt nicht nur die sehr offensichtliche Semantik eine Rolle, sondern auch die Wortwahl, wie zum Beispiel die Verwendung von Artikeln und Pronomen, im Allgemeinen. Sicherlich sollten solche elaborierten digitalen Maßnahmen mit Hilfe ergänzender Methoden flankiert werden, die Bedeutung digitaler Maßnahmen muss dennoch erkannt werden. Entscheidend hierfür ist die Erwartungshaltung: Natürlich bedarf es erstmal einer ausreichenden Datenmenge, ohne die es keine Datenqualität und somit auch Aussagekraft gibt. Das bedeutet, dass mit der Erhebung der Referenzdaten vor der eigentlichen Maßnahmenimplementierung begonnen werden muss. Wie lange vorher hängt natürlich vom jeweiligen Fall ab wie schnell, bzw. wie viele Daten innerhalb eines bestimmten Zeitraums gesammelt werden können. Da Change aber ohnehin als ständiger Begleiter und nicht als punktuelle Maßnahme oder Projekt verstanden werden sollte, lohnt es sich über die ganzheitliche Implementierung solcher digitaler „Seismographen“ Gedanken zu machen.